Lip Grip aka Fischgreifer – Must-have oder No-go?

Folgen eines Fischgreifers - Gebrochener Unterkiefer bei einem Hecht ©beisszeit.com

Eines ist schon vom ersten Moment der Recherche klar: Das Thema „Lip Grip“ (auch unter dem Original-Hersteller „Boga Grip“ bekannt) scheint die Angelfischer-Community zu spalten. Fragen und Vermutungen gibt es viele, Antworten nur wenige. Wird der Lip Grip zur zweiten Rachensperre?

Kürzlich habe ich in unserer Whatsapp-Gruppe – bestehend aus befreundeten und mir bekannten Angelfischern – die Frage gestellt: „Lip Grip für Catch and Release?“

Original Boga Grip

Original Boga Grip

Ich selbst hatte diesen Fischgreifer noch nie im Einsatz, jedoch kommt er mir in nahezu jedem Raubfisch-Magazin, Angel-Blog und jedem Online Tackle-Store unter. „Klein, leicht, praktisch, hält bombenfest“ – So oder so ähnlich werden diese Produkte angepriesen, die mich mehr an ein Werkzeug erinnern, mit dem man in einer Schlosserei hantiert oder dortige Lehrlinge quält. Ihr wisst schon…

Lip Grip oder nicht?

Aber zurück zu meiner Frage an die Gruppe. Ein Freund erklärte mir, es wäre seines Erachtens schonender als ein Kiemengriff – besonders bei kleineren Hechten. Dies, weil gerade kleine Esox noch fragile Kiemenbögen besitzen und eine massive Männerhand dort massig Schaden anrichten kann. Außerdem schlagen vor allem Hechte oftmals auch dann noch in alle Richtungen aus, wenn man sie bereits im Griff hat, was erhebliche Verletzungsgefahr auch für den Fänger bedeutet. Für mich durchaus gültige Argumente. Habe ich doch vor vielen Jahren in Schweden selbst schmerzhafte Erfahrungen sammeln müssen, was passiert, wenn der Kiemengriff nicht optimal gesetzt und der Hecht wütend ist.

Folgen eines Fischgreifers - Gebrochener Unterkiefer bei einem Hecht ©beisszeit.com

Folgen eines Fischgreifers – Gebrochener Unterkiefer bei einem Hecht
©beisszeit.com

FischGREIFER nicht FischHOCHHEBER!

Die in meiner Natur verfestigte Neugierde treibt mich dann jedoch zu weiteren Nachforschungen. Was sagt das Netz dazu? Ich lese mich durch Foren, Blogs und Homepages von anderen Angelmagazinen. Würde ich nun das Gelesene in Zahlen gießen, so sähen diese in etwa aus wie folgend:

  • 40 Prozent der Raubfisch-Angler besitzen einen Fischgreifer
  • 60 Prozent besitzen keinen Fischgreifer
  • 65 Prozent der Lip Grip Besitzer geben an, zwar einen zu besitzen, aber eigentlich nie zu verwenden
  • 30 Prozent der Lip Grip Besitzer verwenden diesen ausschließlich bei kleinen, leichten Fischen bzw. nur zum Anlanden, heben den Fisch jedoch nicht damit hoch, sodass das volle Gewicht am Greifer zieht
  • 4 Prozent der Lip Grip Besitzer sind von ihm überzeugt und verzichten auf jegliche andere Landehilfe, geben aber an, größere Fische auch mit der zweiten Hand zu stüzen.
  • 1 Prozent der Lip Grip Besitzer sieht keine Skrupel oder Probleme in der Anwendung auch bei größeren Fängen

Anm.: Diese Zahlen sind freilich keine Ergebnisse aus Umfragen, sondern sind lediglich ein Versuch bei oben genannten Quellen gelesene Meinungen und Aussagen in Zahlen und als Trends darzustellen!

Zusammenfassend konnte ich herauslesen, dass Fischgreifer zwar bekannt und verbreitet sind, jedoch in der Anwendung und Handhabe doch eine gewisse Skepsis, respektive Obacht herrscht. Ein User weist aber darauf hin, dass vor allem auf Reisen und in Gegenden, wo es zig Kilometer bis zum nächsten Krankenhaus sind, immer der Fischgreifer in Kombination mit gummiertem Kescher zum Einsatz kommt. Die Gefahr von Handverletzungen beim Kiemengriff (oder gar Haken in der Pulsader) weitab vom Schuss ist ihm einfach zu groß. Die Mehrheit der Raubfisch-Angler jedoch sieht für den Lip Grip wenig bis keinen Bedarf, ein Kescher und eine Zange würden reichen. Viele vergleichen ihn sogar mit der Rachensperre „Haben viele, braucht niemand wirklich.“

Fischgreifer gibt es in vielen Farben und Formen.

Fischgreifer gibt es in vielen Farben und Formen.

Tipps zum Fischgreifer

Ein anderer Forenuser hat gleich auch einige Tipps gegeben, worauf man beim Fischgreifer achten sollte:
„Wenn du dir einen Lipgrip holst, dann achte darauf, dass die Enden der Zangen nicht spitz, sondern abgerundet sind. Ebenso wichtig ist, dass die Zangen im Griff um 360° schwenkbar gelagert sind. Andernfalls kann es passieren, dass du dem Hecht beim Landen ein großes Loch in den Unterkiefer reißt (spitze Enden) bzw. ihm diesen oder das Genick brichst (starre Zangen). Noch etwas zur Landung: Der Lip Grip sollte nur zum GREIFEN des Fisches und Lösen des Hakens noch im Wasser verwendet werden. Danach kannst du bequem und in Ruhe zur Handlandung übergehen. Den Fisch nicht ohne Unterstützung des Körpers am Lipgrip aus dem Wasser ziehen!“

Interessante Erkenntnis am Rande: Viele der Leser, Blogger und Forenuser schimpfen förmlich in Richtung professioneller Fischer bzw. Hersteller und lassen sich offenbar nicht jeden Trend aufs Auge knallen. So ist hier die Rede von „Wieder so ein schrecklicher Trend aus Amiland“ oder

„…die Pro-Angler machen es vor, die Tackle-Industrie pusht und die Idioten am Dorfteich machen es nach.“

Zu guter Letzt interessiert mich natürlich auch noch die Meinung unserer Leser zum Thema Fischgreifer:

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