Klassische Köder aus der Küche

Gequollene und gekochte Gerstenkörner können direkt auf den Haken gespießt werden und gelten als Geheimtipp für Weißfische. © Ch. Tasch

Sie sind so banal, dass sie beinahe schon in Vergessenheit geraten sind – Klassische Küchen-Köder. Wir erlauben uns, für ein Revival der „Großeltern“ unter den Friedfisch-Ködern zu plädieren. Von Christian Tasch

Während man als Angler von Werbung und Artikeln über Boilies, Tigernüsse, Heilbutt-Pellets und bunten Fertigteigen förmlich erdrückt wird, fristen viele Klassiker ein Leben in der Küche. Darum möchte ich nun ein Plädoyer für diese beinahe schon unüblichen Köder abgeben.

An erster Stelle zu erwähnen wären die Partikelköder. Mais, Weizen, Hanf, Rollgerste und alle Arten von Bohnen sind ausgezeichnete Köder und die Zubereitung ist äußerst simpel.
Ein Beispiel: Man fülle eine Thermoskanne etwa zur Hälfte mit harten Partikeln und gieße mit heißem Wasser bis etwa drei Zentimeter über die Körner auf. Man kann statt Wasser auch Milch nehmen und Geruchs- oder Geschmacksstoffe zugeben. Dann die Thermosflasche zuschrauben und über Nacht ziehen lassen. Dies funktioniert freilich nur in Kleinmengen. Für größere Mengen, die man zum Beispiel auch anfüttern will, einfach die Körner über Nacht in einem großen Topf einweichen und aufquellen lassen. Am nächsten Tag dann solange kochen, bis die Körner leicht aufplatzen bzw. weich sind. Mais, Bohnen und Erbsen aus der Dose sind ebenfalls brauchbare Köder, sind aber zumeist weicher als die selbst gequollenen und halten dadurch nicht so gut am Haken.

Gequollene und gekochte Gerstenkörner können direkt auf den Haken gespießt werden und gelten als Geheimtipp für Weißfische. © Ch. Tasch

Gequollene und gekochte Gerstenkörner können direkt auf den Haken gespießt werden und gelten als Geheimtipp für Weißfische. © Ch. Tasch

Knoblauch-Knete als Köder?

Teige sind der zweite Bereich natürlicher Köder. Ein guter Weißbrotteig beispielsweise, lässt sich sehr leicht und flott herstellen. Man entfernt von einem Toastbrot die Rinde, zerschneidet das Brot in ein bis zwei Zentimeter große Stücke und wickelt diese in ein Geschirrtuch. Wichtig dabei: Das Tuch vorher in heißem Wasser gut auswaschen, um Reste von Waschmittel und Weichspüler zu entfernen. Im nächsten Schritt wird das zusammengedrehte Tuch für nur zwei Sekunden in Wasser getaucht. Danach das Tuch weiter zusammendrehen, um das überschüssige Wasser auszuwringen. Fertig ist eine gute Ausgangsbasis. In diesen Basisteig kann man nun nach Belieben Duft- und Geschmacksstoffe einkneten. Ungewöhnlich aber äußerst fängig: Eine Dose Ölsardinen, Zwiebel- oder Knoblauchstücke in den Teig einarbeiten – klingt seltsam, aber Karpfen zum Beispiel lieben es. Dies kann an Gewässern mit starker Verwendung von industriellem Futter oftmals den entscheidenden Zusatz-Reiz auslösen.

Mit einem vorher ausgekochten Tuch lassen sich die Brotwürfel in exakt richtigem Maße befeuchten, sodass kein unbrauchbarer „Gatsch“ entsteht. © Ch. Tasch

Mit einem vorher ausgekochten Tuch lassen sich die Brotwürfel in exakt richtigem Maße befeuchten, sodass kein unbrauchbarer „Gatsch“ entsteht. © Ch. Tasch

Eine weitere tolle Möglichkeit für einen Basisteig ist Zwieback. Einfach zerbröselten Zwieback mit Wasser zu einem Teig kneten. Diese Basis eignet sich vor allem für süße Teige. Also am Besten mit Zucker bzw. Vanillezucker, Kakaopulver, Kokosraspeln oder geriebenen Nüssen aufbessern.

Als dritte Option für einen Basisteig bietet sich Polenta bzw. Maismehl an. Auch dieser ist leicht herzustellen. Die gewünschte Menge Polenta in einem Topf mit Wasser überdecken und kochen. Den fertigen Polenta mit Semmelbrösel oder Kindergrieß zu einem Teig kneten. Aber Vorsicht: Bei Verwendung von Semmelbrösel wird der Teig härter.

Perfekter Weißbrotteig als Basis für Geschmacks-Additive. © Ch. Tasch

Perfekter Weißbrotteig als Basis für Geschmacks-Additive. © Ch. Tasch

Kartoffel am Spieß

Was in der Liste der klassischen Küchen-Köder natürlich nicht fehlen darf, ist die Kartoffel. Am besten eignen sich kleine Kartoffeln von etwa Golfball-Größe. Diese in Salzwasser kochen, aber nicht zu weich! Später dann behilft man sich beim Anködern der Kartoffel mit einer Ködernadel – diese auf das Vorfach ziehen und in den Hakenbogen ein Stück Grashalm einlegen, um das Ausschlitzen des Hakens beim Werfen zu verhindern. Natürlich kann man weich gekochte Kartoffeln auch in einen Weißbrotteig einkneten. Und wem das Kartoffelkochen zu aufwendig ist, kann eine Fertigmischung für Kartoffelteig und Knödel benutzen.

All diese Teige und Partikel sind nur eine kleine Auswahl an klassischen Küchen-Köder, probieren kann man noch vieles mehr. Die Kreativität bringt den Erfolg, egal ob mit Käsewürfeln, Speckstücken, Rosinen, allen Arten von Fruchtstücken, Nudeln oder: Wer hat schon mit Bananen gefischt?
Dies ist nur ein Auszug der Möglichkeiten und soll einen Denkanstoß liefern. Der Phantasie sind dabei jedoch keine Grenzen gesetzt und mit Ködern zu experimentieren kann durchaus ganz lustig sein. Angenehmer Nebeneffekt: Nahrungsmittel sind oftmals weit billiger als Fertig-Köder aus dem Angelladen und man hat stets eine Jause dabei.

In der Thermoskanne mit heißem Wasser aufgegossen und einen Tag später gekocht, bekommen harte Maiskörner die optimale Festigkeit, um sie direkt am Haken aufzuködern. ©Ch. Tasch

In der Thermoskanne mit heißem Wasser aufgegossen und einen Tag später gekocht, bekommen harte Maiskörner die optimale Festigkeit, um sie direkt am Haken aufzuködern. ©Ch. Tasch