Video belegt: Fischotter verlieren Scheu!

Screenshot: Fischotter mitten in Graz.

„Tötet sie alle!“ Dieser und ähnliche Sätze wird uns Angelfischern immer wieder nachgesagt. Doch ist es wirklich so? Wollen wir alle Fischotter meucheln und sind Angelfischer denn nun wirklich Feind von Naturschutz, Otter-Beauftragten, Peta etc.?

Die Situation ist gleichsam interessant, wie skurril. In einem 28 Sekunden dauernden Video spiegelt sich ein Interessenskonflikt wieder, der seit Jahren existiert oder – wie man auch annehmen könnte – geschürt wird. Ein Angler steht am Ufer, die Rute in der Hand und versucht die Forellen zu überlisten. Mitten im dicht besiedelten Stadtgebiet. Plötzlich hört er grelle Pfeifgeräusche, sieht in der Ferne Bewegungen im Wasser in Ufernähe. Er hält inne, zückt sein Smartphone und nimmt folgende Szenen auf. Gleich zwei Fischotter schwimmen in seine Richtung, vor seinen Füßen vorbei, halten kurz an, beobachten ihn und tauchen wieder ab.

Nur wenige Menschen haben schon Fischotter aus nächster Nähe gesehen – noch dazu in freier Wildbahn. Dies vor allem, da Fischotter als höchst Scheu gelten und bereits auf große Entfernungen Menschen wahrnehmen und meiden. Selbst in Jagdkreisen gilt der Otter als Meister des Versteckens. Nun aber schwimmen gleich zwei dieser Tiere vor des Anglers Füßen vorbei. Angesichts der Entwicklungen und Diskussionen der letzten Monate und Jahre um das Thema „Fischotter“, ist diese Situation bezeichnend. Bezeichnend dafür, dass die in Österreich nahezu verschwundenen Fischfresser nicht nur zurückgekehrt sind, sondern sich stark verbreiten – bis in urbane Gebiete. Ein mögliches Problem also für die Fischbestände.

Fischotter fressen Fluss leer

Nun hat das Land Niederösterreich bereits Ende 2015 die deutlichen Signale erkannt und mittels Landtagsbeschluss den uneingeschränkten Schutz der Fischotter aufgehoben. Details dazu im Artikel HIER. Aus Kärnten gibt es Berichte über zur Gänze leer gefressene Zuchtanlagen, bei denen selbst Zäune kein Hindernis für die schlauen Prädatoren waren. Und in der Steiermark? Da liegt mit dem „Laming-Bericht“ eine umfassende Studie vor, die über 7 Jahre erhoben wurde und belegt, dass sich die Tiere sich rasanter vermehren, als angenommen. So konnte nachgewiesen werden, dass die durchschnittliche Biomasse der Laming insgesamt ist von rund 100 kg/ha (2007) auf ca. 5 kg/ha (2014) gesunken. Die Individuenzahlen sind ebenfalls von rund 4.000 Tieren/ha auf unter 200 Tiere/ha gesunken. Dies entspricht einem Rückgang von jeweils rund 95 %. Die großen Bachforellen über 30 Zentimeter fehlen zur Gänze, in mehreren Bereichen liegen die Maximallängen der Tiere unter dem gesetzlichen Mindestmaß von 23 Zentimetern. Dies bedeutet, dass dort keine geregelte Fortpflanzung mehr vorkommen kann, da die Laichfische fehlen. Den vollständigen Artikel gibt es HIER.

Was wurde nun seither getan? Nun ja, es wurde vom Land Steiermark und Naturschutzbund Steiermark ein „Fischotter-Beauftragter“ bestellt, der sich mit diesem Problem auseinandersetzen und mit allen betroffenen Parteien sprechen soll. Dass dieser „Fischotter-Beauftragte“ Gerüchten zufolge jedoch genau einer Jener ist, die in der Vergangenheit FÜR die weitreichende Wiederansiedelung und den umfassenden Schutz der Fischotter kämpften, ist angesichts der Bilder im Video ein Schlag in die Magengrube von Angelfischern, Fischereivereinen, Teichwirten und all jenen, die derzeit mit schwindenden Fischbeständen zu kämpfen haben.

Aber…

Und das ist jetzt ein klares Statement – der Fischotter ist nicht das Problem Nr. 1! Die Leser werden mich nun vielleicht für verrückt erklären, aber ich sehe zunehmende Problematik um den Fischotter zwar als solche, jedoch gibt es weit größere Gefahren für unsere Fischbestände. Gewässerveschmutzung, Flussverbauungen, Bau neuer Wasserkraftwerke, Stauraumspülungen usw., um nur einige zu nennen. Solange diese Gefahren nicht von Politik, Behörden und vor allem den Menschen erkannt werden, ist die zunehmende Fischotter-Population noch das kleinere Problem. Deshalb sollten sich alle Betroffenen verbünden und gemeinsam klar, deutlich und öffentlich gegen diese Gefahren auftreten. Denn gesunde Fischbestände erlauben eine friedliche Koexistenz von Mensch und Fischotter allemal.

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